Historie

Zur Geschichte des Reitersdorfer Parks

Reitersdorf wurde bereits 866 als „villa rateresthorp“ und 893 als „Retersdorpht“ erwähnt.
Nach 1271 wurde unter Johann von Löwenberg die Burg erbaut und 1288 als „Castrum Reyterstorp“ als Lehen des Grafen von Jülich und anschließend erweitert.
Auf Betreiben des Kölner Erzbischofs wurde die Reitersdorf 1317 geschleift und 1517 letztmalig als „Rettersdorf“ in einem Schatzbuch der Jesuiten von Köln erwähnt.

Im 17. Jahrhundert sind von der Burg sind noch umfangreiche Mauerreste erhalten, die für Kellerräume und Stallungen genutzt wurden.
1870 wurden die Grundmauern wieder entdeckt und von H. Schaaffhausen untersucht, aber wieder zugeschüttet.

Auf dem Gelände wurde eine herrschaftliche Villa für den General von Seydlitz errichtet, die spätere „Villa Bredt-Lipp“.
In den 1970er Jahren wurden die Villa und das Geländes durch die Stadt Bad Honnef erworben.
Die Villa wurde 1974 abgebrochen, das Gelände umgestaltet zu einem öffentlichen Park.
1981/82 wurde die Burg ausgegraben und die Fundamente restauriert.

Die Ruine besteht aus einem 22 x 22 m Mauerring, der einen quadratischen Turm umschloß. Dieser wurde später durch einen Rechteckbau ersetzt. Die Burg war von einem Wassergraben umgeben, unklar ist aber, ob dieser jemals fertiggestellt wurde.

Zeitungsartikel im GA vom 8.10.2011 (pdf)

Beschreibung in der
Burgendatenbank des Europäischen Burgeninstituts (Link)

Literaturhinweis:

Wilhelm W. Hamacher: Reitersdorf
Die Geschichte eines untergegangenen Dorfes und seiner Burg.
Studien zur Heimatgeschichte der Stadt Bad Honnef am Rhein, Heft 12
Heimat- und Geschichtsverein Herrschaft Löwenburg e.V.
1998

 

Geschichte der Burg Reitersdorf

Aus dem Aufsatz „Unbekannte Burgen des Siebengebirges“ von Elmar Scheuren , Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2007

Zwischen den Ortschaften Rhöndorf und Honnef lag in der Mitte des 13. Jahrhunderts das Dorf Reitersdorf mit einer dem heiligen Gotthard geweihten Kirche. Die Siedlung bestand aus mehreren Höfen und stand unter dem Schutz einer nahe gelegenen kleinen Festung des Typs einer „Motte“. Der vermutete Standort dieser Motte ist ein heute noch erkennbarer kleiner Hügel am Rand des „Parkes Reitersdorf“.

Die Informationen über den Ort Reitersdorf sind bis heute sehr spärlich. Um 1250 bestand er offenbar bereits seit mehreren hundert Jahren. Sein bald folgender Nieder- und schließlich vollständiger Untergang hatte viel mit Machtkämpfen zu tun, wie sie in adligen Kreisen jener Zeit durchaus üblich waren – in diesem speziellen Fall ging es um die Löwenburger Territorialherrschaft und deren Positionierung im Zuge der Neuverteilung der politischen Einflusssphären im spätmittelalterlichen Rheinland. Nahe der verschwundenen Siedlung sind heute Fundamente eines ehemals größeren Bauwerks sichtbar, die um 1980 im Zuge einer Parkgestaltung freigelegt und genauer untersucht wurden. Sie konnten als Überreste einer Befestigungsanlage identifiziert werden, die als „Burg Reitersdorf“ zum Machtbereich der Herren von Löwenberg gehörte.

Im Jahre 1271 gelangte im Zuge einer Erbteilung ein Nachfahre der Grafen von Sayn in den Besitz der Löwenburg. Er benannte sich nach diesem Sitz und begründete als Johann I. eine neue Linie der Herren von Löwenberg. Vermutlich zur besseren Kontrolle seines Machtbereichs und speziell der Besitzungen am Rheinufer entstand in dieser Zeit ein befestigter Turmbau an neuer Stelle, einige hundert Meter von Reitersdorf und der älteren „Motte“ entfernt. Der neue Standort lag strategisch wahrscheinlich insofern günstiger, als er unmittelbar an der Straßenverbindung und damit dem wichtigen rechtsrheinischen Handelsweg lag. Die archäologische Untersuchung ergab, dass es sich bei diesem ersten Bau um ein einfaches Turmhaus handelte, das wahrscheinlich mit einem Wassergraben umgeben werden sollte. Letzterer scheint aber nie fertig gestellt worden zu sein.

Johann I. war in der Wahl der Mittel zur Sicherung seines Herrschaftsbereichs und seiner Machtstellung nicht zimperlich. Die Nachrichten von zahlreichen Fehden lassen ihn als Haudegen erscheinen, der wenig Rücksicht auf Verluste auch unter seinen eigenen Untertanen nahm. Am 5. Juni 1288 war er an einer überregionalen kriegerischen Auseinandersetzung beteiligt, der „Schlacht bei Worringen“. Der Erzbischof von Köln, als dessen Gefolgsmann Johann in den Kampf zog, unterlag an diesem Tage einer Koalition mehrerer rheinischer Adliger und der Stadt Köln. In der Folge wurden die Machtverhältnisse im Rheinland neu verteilt, das Erzbistum war politisch geschwächt und musste viele Rechte an andere Territorialherrschaften – darunter die Stadt Köln – abgeben. Johann wurde an diesem Tag von einem der bedeutendsten Widersacher des Erzbischofs, dem Grafen von Jülich, gefangen genommen. Aus dieser misslichen Lage befreite er sich schließlich dadurch, dass er das Lager wechselte und sich mit dem Jülicher verbündete. Als wichtiges Unterpfand übergab er offenbar die Burg Reitersdorf in die direkte Kontrolle der Grafschaft Jülich, die damit ihren Einflussbereich zu Lasten Kurkölns erheblich auszudehnen trachtete.

Eine unmittelbare Folge der neuen Konstellation war offenbar der Ausbau der Burg Reitersdorf: Das Turmhaus wurde erheblich vergrößert und von einer hohen Mauer mit vier Ecktürmen umgeben. So entstand ein Burgbau vom Typus einer Wasserburg, dem wahrscheinlich eine Vorburg nach Osten vorgelagert war. Die Verbindung zwischen Vor- und Kernburg bildete vermutlich eine Zugbrücke. Mit dieser Vergrößerung stieg der Wert der ganzen Anlage als Streitobjekt deutlich; denn die erzbischöfliche Seite war keineswegs gewillt, diese Provokation hinzunehmen. Einige Jahre später spitzte sich nach dem Tod Johanns I. die Situation zu: Seine beiden Söhne und Erben gehörten jeweils den feindlichen Lagern an. Der Ältere übernahm als Heinrich I. die Herrschaft Löwenberg und stand auf Seiten des Erzbischofs, der Jüngere behielt als Johann II. den Jülicher Einflussbereich mit der Burg Reitersdorf. Die Rivalität zwischen den beiden rheinischen Mächten entwickelte sich zum regelrechten Krieg, in dessen Verlauf gegenseitig Güter und ganze Hofanlagen zerstört wurden. Nicht überliefert sind die Opfer und Leiden der betroffenen Menschen, aber sie müssen sicher hoch angesetzt werden. Zerstört wurde jedenfalls auch die Burg Reitersdorf. Höchstens drei Jahrzehnte nach ihrem Ausbau wurde sie auf Geheiß des Kölner Erzbischofs vollständig geschleift. Bezeichnend für die Art und Rücksichtslosigkeit der Auseinandersetzung dürfte eine Anklage des Erzbischofs sein, wonach schon für den Ausbau der Burg Baumaterial dergestalt gewonnen wurde, dass eine Reitersdorfer Hofanlage aus kurkölnischem Besitz und die dortige Kirche ganz oder teilweise abgebrochen wurden.

Überlegungen zum Wiederaufbau der Burg sind für die folgenden Jahre zwar dokumentiert, wurden aber nicht in die Tat umgesetzt. Vielmehr ist es offenbar so, dass die ganze Umgebung der Burg und vor allem das Dorf Reitersdorf unter den gegenseitigen Raub- und Zerstörungszügen so sehr gelitten hatten, dass sie letzten Endes vollkommen aufgegeben wurden. Eine Zeitlang werden beide noch schriftlich erwähnt; aber es bleiben schließlich nur Flur- und Wegebezeichnungen wie „In der Burg“ oder „Auf der Burg“ erhalten. Das Gleiche gilt für die Kirche, an die bis heute noch der Straßenname „An St. Göddert“ erinnert.

Die Ruinen der Burg waren bis mindestens ins 17. Jahrhundert noch sichtbar und wurden sogar teilweise als Kellerräume und Stallungen genutzt. Spätestens 1871 wurde das Gelände im Zuge des Neubaus einer herrschaftlichen Villa des Generals von Seydlitz grundlegend umgestaltet. Die Fundamente der Burg lagen seit dieser Zeit im Untergrund einer großzügigen Parkanlage, die Villa selbst stand an der Stelle der vermuteten Vorburg. Nach längerem Leerstand dieses Gebäudes erwarb die Stadt Bad Honnef in den 1970er Jahren das Gelände und ließ das Haus abbrechen. Erst im Zuge der Umgestaltung zu einem öffentlichen Park wurden die heute sichtbaren Fundamente wieder freigelegt; eine Informationstafel erläutert den historischen Hintergrund. Heute stehen sie als stumme Zeugen für ein besonderes Kapitel der Burgengeschichte im Siebengebirgsraum.

Literatur:

Gechter, Marianne: Quellen zur Geschichte der Pfarrkirche St. Johann Baptist und der Burg Reitersdorf in Bad Honnef. In: Beiträge zur Archäologie des Mittelalters III (Rheinische Ausgrabungen, Bd. 25), Köln 1984; S. 272-286.

Hamacher, Wilhelm W.: Die Löwenburg – Bilder und Daten zur Geschichte einer Burg und ihrer Herren. Rheinbreitbach 2004.

ders.: Reitersdorf – Die Geschichte eines untergegangenen Dorfes und seiner Burg. Honnef 1998.

Rech, Manfred: Ausgrabungen in der Pfarrkirche St. Johann Baptist und an der Burg Reitersdorf, Bad Honnef, Rhein-Sieg-Kreis. In: Beiträge zur Archäologie des Mittelalters III (Rheinische Ausgrabungen, Bd. 25), Köln 1984; S. 233-268.

 

lageplan

Villa Bredt-Lipp

Villa Bredt-Lipp

22 x 22 m Mauerring

22 x 22 m Mauerring

Die Burg während der Restaurierung 1980 / 1981

Die Burg während der Restaurierung 1980 / 1981

Siegel Johann I., Herr von Löwenberg

Siegel Johann I., Herr von Löwenberg

Grabungsbefund Reitersdorf, Aufnahme 1980 (Foto aus: Gechter 1984)

Grabungsbefund Reitersdorf, Aufnahme 1980 (Foto aus: Gechter 1984)

Befundsplan der Burganlage (aus: Gechter 1980)

Befundsplan der Burganlage (aus: Gechter 1980)

Konstruktionszeichenung „Wasserburg“

Konstruktionszeichenung „Wasserburg“

 

 

Burgfundamente, Äußeren Graben vor nordwestlichem Eckturm und Reitersdorf Ruine und Park